
Hochvolt
Pannen- und Unfallfahrzeuge
Informationen zum Produkt
Bei Pannen- und Unfallfahrzeugen mit Hochvolt-Systemen (HV) ist besondere Vorsicht geboten, da die hohen Spannungen im Bordnetz potenzielle Gefahren bergen. Insbesondere bei Elektroautos und Hybridfahrzeugen müssen Pannenhelfer und unterwiesenes Personal auf den sicheren Umgang mit beschädigten Hochvoltkomponenten achten und geeignete Schutzmaßnahmen zur eigenen Sicherheit treffen. Obwohl die Fahrzeughersteller auf eigensichere Systeme setzen, erfordert der Umgang mit verunfallten Pannenautos spezielle Fachkenntnisse.
Mechatroniker führen wichtige Wartungsarbeiten durch, prüfen die Bordbatterie und das Netz auf Gleichstrom und analysieren zentrale Komponenten wie Stromspender, Akkus und Getriebe. Gleichzeitig arbeiten die Hersteller kontinuierlich an der Verbesserung der Sicherheit von Fahrzeugteilen, um Schäden zu minimieren und das Risiko für Personal und Pannenhelfer zu senken.
Was bei der Identifizierung, Bergung oder Wartung von Fahrzeugen mit Hochvolt-Systemen besonders zu beachten ist, beschreibt dieser Beitrag.
Disclaimer

Zum Schutz der Werkstattmitarbeiter sieht die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) folgende Qualifizierung von Personen vor, die Arbeiten an Serienfahrzeugen mit Hochvolt-Systemen und deren Komponenten ausführen.
Alle Angaben in dieser Publikation wurden sorgfältig recherchiert und zusammengestellt. Für Vollständigkeit oder Aktualität der bereitgestellten Informationen können wir jedoch weder eine Garantie, noch die juristische Verantwortung übernehmen. Jegliche Haftung unsererseits für Schäden, insbesondere für direkte oder indirekte sowie materielle oder immaterielle, die aus dem Gebrauch oder Fehlgebrauch von Informationen oder unvollständigen bzw. fehlerhaften Informationen entstehen, ist ausgeschlossen, soweit diese nicht auf Vorsatz oder grober Fahrlässigkeit unsererseits beruhen.
Diese Informationstafel berücksichtigt vorwiegend deutsche und europäische Normen. Bitte beachten: Die jeweils geltenden gesetzlichen Bestimmungen und Sicherheitsbestimmungen können je nach Land unterschiedlich sein.

Hochvolt-Fahrzeuge identifizieren
Fahrzeuge mit einem Hochvolt-System lassen sich an verschiedenen Merkmalen erkennen:
- Bezeichnungen am Fahrzeug, z. B. electric drive, Hybrid, Plug-in-Hybrid
- „E“ an der letzten Stelle eines deutschen Nummernschilds
- elektrischer Ladeanschluss, ggf. auch als zweiter Anschluss neben der Tanköffnung bei Hybrid-Fahrzeugen
- entsprechende Angaben im Fahrzeugschein
- orangefarbene Hochvolt-Leitungen oder -stecker
- Aufkleber mit Warnhinweisen, die auf Hochvolt hinweisen
- Ladeanzeigen im Display
Die Rettungskarte
Auf der Rettungskarte sind für die Rettung relevante Bauteile, wie Airbag, Gurtstraffer, Batterie, Kraftstofftank oder Verstärkungen der Karosserie in einer Fahrzeugskizze dargestellt. Die Rettungskarte unterstützt die Feuerwehr, schnell und sicher die optimalen Angriffspunkte für Rettungsgeräte wie Spreizer und Rettungsschere zu identifizieren. Rettungskarten/Rettungsdatenblätter geben unter anderem Auskunft über:
- Einbauort der Batterie(n)
- Lage der Hochvolt-Trenneinrichtung
- Positionen der Hochvolt-Leitungen,
- weitere Komponenten im Hochvolt-System
Beim Abschleppen von Hybrid- und E-Fahrzeugen beachten:
- Mindestqualifikation 1S
- Immer die Herstellervorgaben einhalten.
- Aus Sicherheitsgründen dürfen die Antriebsräder nicht mitdrehen. Der Fahrzeugtransport sollte mit einem Plateaufahrzeug erfolgen.
Bei Unfallfahrzeugen zusätzlich beachten:
- Unfallfahrzeug per Sichtprüfung auf strukturelle Batterieschäden prüfen.
- Wenn strukturelle Batterieschäden vorliegen: Bereich evakuieren und Feuerwehr rufen.
- Wenn keine strukturellen Batterieschäden vorliegen: Batterietemperatur überwachen und bei einer Temperaturerhöhung die Feuerwehr rufen.
- Falls notwendig: Hochvolt-System nach Herstellervorgaben deaktivieren (Mindestqualifikation 2S).

Unfallfahrzeuge in der Werkstatt
Anders als bei Fahrzeugen mit reinem Verbrennermotor darf bei Hybrid- und E-Fahrzeugen nicht sofort mit der Instandsetzung begonnen werden.
- Herstellervorgaben beachten.
- äußerlich intakte Batterie ≠ intakte Batterie
- interne unkontrollierte Reaktionen „(Thermal Runaway“) = Brand
- Fahrzeug für bestimme Zeit auf Quarantäneplatz (abgesperrter Bereich mit Sicherheitsabständen) abstellen.
- Fahrzeug mit Warnschild kennzeichnen.
- Hochvolt-Batterie trennen, falls gefahrlos möglich.
- Wenn der Airbag ausgelöst hat, wird das Hochvolt-System automatisch getrennt. Trotzdem muss die Spannungsfreiheit festgestellt werden.
- Batterietemperatur nach Herstellervorgaben fortlaufend überwachen. Wenn die Temperaturerhöhung die Herstellervorgaben überschreitet: Feuerwehr rufen.
- (Beschädigte) Hochvolt-Batterien gelten als Gefahrgut. Sie dürfen nur von fachkundigen Personen (Qualifikation 3S*) verladen werden. Transport und Lagerung nur nach Herstellervorgaben.
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ACHTUNG Im Brandfall: Feuerwehr rufen. Lithium-Ionen Zellen bedürfen eines speziellen Löschverfahrens, das kühlt und Sauerstoff entzieht. |
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