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Wie alles begann

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1909 – Technisch löst der Elektrostarter die Handkurbel ab, die Einzelradaufhängung sorgt für eine Verbesserung des Fahrkomforts und der entwicklungstechnische Übergang vom Pferdefuhrwerk zum Motorwagen ist fast greifbar. Ein durchschnittlicher Kleinwagen kostet zu diesem Zeitpunkt mit 5.000 Reichsmark fünf Jahresgehälter eines Arbeiters. In dieser frühen Phase der Automobilindustrie treten auch Bernhard Pierburg und Karl Schmidt an, um am wirtschaftlichen Aufschwung ihrer Zeit teilzuhaben.

Bernhard Pierburg gründet in Berlin ein Stahlhandelsunternehmen, das die Automobilindustrie beliefert. Der automobilerfahrene Karl Schmidt wendet sich zunächst dem Ofenbau zu, gewinnt mit seinen Aluminiumerzeugnissen aber bald auch die Fahrzeugbauer als Kunden. Diese Verbindung zum Automobil kommt nicht von ungefähr, ist doch Karl Schmidts Vater, Christian Schmidt, Mitbegründer der Neckarsulmer Strickmaschinen Fabrik, später NSU Motorenwerke. Bereits 1906 hat Karl Schmidt den ersten „Original Neckarsulmer Motorenwagen“ im Unternehmen des Vaters entwickelt. 1906 gewinnt er bei der 1800 Kilometer langen Prinz-Heinrich-Fahrt die Silberne Plakette für strafpunktfreie Fahrt.

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Die Anfänge von Pierburg

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Ursprünglich aus Duisburg stammend, gründet Bernhard Pierburg mit seinen Brüdern Heinrich Hermann und Wilhelm am 15. März 1909 in Berlin das Stahlhandelsunternehmen Gebr. Pierburg oHG. Hochwertige Konstruktionsstähle und Eisen als Bauteile für Automobile, Flugzeuge und Maschinen führen zu schnellem Erfolg und ersten Zweitniederlassungen. Doch schon bald erfordern Inflation und volkswirtschaftliche Wirren der 1920er-Jahre weitreichende Entscheidungen. So dient die Umwandlung in eine Aktiengesellschaft 1923 zunächst einmal dazu, der Handelsgesellschaft frisches Kapital zuzuführen.

Über die begleitende Hausbank, die damalige Danat-Bank, kommt es schon bald zum Kontakt zwischen Pierburg und Arthur Haendler GmbH, die über eine Lizenz der französischen Firma Société Anonyme Solex, vormals Goudard & Mennesson, für Produktion und Vertrieb von Vergasern für Ottomotoren verfügt. 1925 übernimmt Bernhard Pierburg – zwischenzeitlich mit einer Ehrendoktorwürde der Technischen Universität Berlin ausgezeichnet – die Mehrheitsanteile bei Haendler und stellt so für die weitere Geschäftstätigkeit der Pierburg AG eine entscheidende Weiche.

Die Verhandlungen zur Übertragung des Lizenzvertrages erfordern von Bernhard Pierburg viel Geschick und auch die Zusage, seinen Sohn Alfred bei Solex in Paris ausbilden zu lassen. Doch gerade dieser persönliche Kontakt erfüllt die Lizenz mit Leben und bildet ein solides Fundament für ein bedeutendes Geschäftsfeld, das schon bald stetig wachsen wird und dem Ruf Pierburgs als innovativem Automobilzulieferer begründet.

Die Anfänge von Kolbenschmidt

Unternehmergeist und Innovationskraft ziehen sich durch die Annalen der Neckarsulmer Familie Schmidt wie ein roter Faden. Seit 1880 führt Christian Schmidt die 1873 in Riedlingen an der Donau gegründete Strickmaschinenfabrik in Neckarsulm weiter, die sich später einen Namen als Motorrad-  und Autohersteller macht. Auch Sohn Karl ist vom Virus der Technologie infiziert. Nach einer Ausbildung an der Maschinenbauschule in Stuttgart und praktischen Stationen bei Wilhelm Maybach und im Konstruktionsbüro von Sir Herbert Auston kehrt er in die Heimat zurück und gründet 1910 die „Deutschen Ölfeuerungswerke Karl Schmidt“. 1917 erwirbt Schmidt ein 50.000 Quadratmeter großes Grundstück in direkter Nachbarschaft zu NSU und errichtet dort ein neues Werk, in dem er seine patentierten Öfen zum Umschmelzen von Metallabfällen, besonders dem noch wenig verbreiteten Aluminium, einsetzt.

Die persönliche und räumliche Nähe zur Automobilindustrie führt schon bald dazu, dass erste Leichtmetallkomponenten für NSU Eingang in das Produktionsspektrum finden. Die Substitution von Eisenwerkstoffen durch Aluminium ist jedoch nicht immer einfach. Obwohl Aluminiumkolben wegen ihres geringen Gewichts im Rennsport sehr beliebt sind, wird ihnen im Straßenverkehr zunächst wegen „mangelnder Betriebssicherheit“ die Zulassung versagt. Erst intensive metallurgische Versuchsreihen und die Komposition spezieller Legierungen durch Karl Schmidt münden 1921 in der offiziellen Anerkennung vom Aluminium als Kolbenwerkstoff.

Damit wird die künftige Geschäftstätigkeit von Kolbenschmidt begründet.

1909 Bernhard Pierburg gründet in Berlin  das Stahlhandelsunternehmen Gebr. Pierburg OHG.
1910 Gründung der „Deutschen Ölfeuerungswerke Karl Schmidt“ in Heilbronn.
1917 Umzug nach Neckarsulm, in direkter Nachbarschaft zu NSU
1920 Beginn der Kolbenproduktion
1923 Umwandlung der Gebr. Pierburg oHG in eine Aktiengesellschaft.
1925 Die Pierburg AG erwirbt die Lizenz für den Solex-Vergaser.
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