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Montage und Demontage von Kolbenringen

KS | Kolbenschmidt | Motorservice

Darf man Kolbenringe von Hand aufziehen? Was kann passieren?  Warum sollte die Nutflanke beim Beseitigen von Ölkohlen auf keinen Fall beschädigt werden? Wie und in welcher Reihenfolge Kolbenringe eingebaut werden sollten, erfahren Sie hier.

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Kolbenring-Montage-Set Artikel Nr. 12 00001 16 900 (Pkw) Artikel Nr. 12 00002 16 900 (Nkw)
  • Reinigen Sie gebrauchte Kolben sorgfältig von anhaftendem Schmutz. Achten Sie besonders darauf, dass die Ringnuten frei von Ölkohle und Schmutz sind. Reinigen Sie ggf. Öldrainagebohrungen mit einem Bohrer oder einem anderen geeigneten Werkzeug.
  • Achten Sie darauf, die Nutflanken beim Beseitigen von Ölkohlen nicht zu beschädigen. Bei der unteren Nutflanke handelt es sich um eine Dichtfläche. Beschädigungen durch Kratzer können im Motorbetrieb hohen Ölverbrauch oder erhöhten Blow-by-Gasausstoß verursachen.
  • Benutzen Sie zur Montage und Demontage von Kolbenringen unbedingt eine Kolbenringzange. Andere Hilfsmittel, wie z. B. Drahtschlaufen oder Schraubendreher, beschädigen den Kolbenring und den Kolben.
  • Ziehen Sie Ringe nie von Hand auf (Ausnahme: Stahl- Lamellenölringe). Es besteht nicht nur die Gefahr des Ringbruches, der Verbiegung und Überdehnung, sondern auch Verletzungsgefahr beim Brechen des Ringes oder durch scharfe Ringkanten.

ACHTUNG

Ein schnelles Aufziehen des Kolbenringes von Hand, ohne diesen zu zerbrechen, beweist zwar die Fingerfertigkeit des Mechanikers, schädigt jedoch den Kolbenring meist schon bei der Montage.
  • Ziehen Sie den Ring nie in der gezeigten Weise über den Kolben. Wenn sich der Ring verbiegt und nicht mehr plan in der Nut liegt, dreht er sich nicht mehr in der Nut, verschleißt einseitig oder dichtet nicht mehr richtig. Schlimmer ist jedoch bei einer Molybdänbeschichtung des Ringes ein Abblättern oder Anbrechen der Molybdänschicht. Wenn der Verlust der Gleitschicht nicht schon beim Einbau auftritt, dann spätestens beim Motorlauf. Die Gleitschicht löst sich ab, schädigt Kolben und Zylinder und der Kolben frisst in der Zylinderbohrung, weil heiße Verbrennungsgase zwischen Kolben und Zylinderwand durchblasen. Die losen Teile führen zur Schädigung von Kolben und Zylinderlaufflächen.
  • Vermeiden Sie unnötiges Auf- und Abziehen der Kolbenringe. Die Ringe verbiegen sich bei jeder Montage ein wenig. Ziehen Sie Ringe von bereits vormontierten Kolben nicht wieder ab, um diese z. B. nachzumessen.
  • Halten Sie die Einbaureihenfolge der Ringe ein: Zuerst den Ölabstreifring montieren, dann den zweiten Verdichtungsring, dann den ersten Verdichtungsring.
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Achten Sie auf die Einbaumarkierungen. „Top“ bedeutet, dass diese Seite nach oben zum Verbrennungsraum zeigen muss. Wenn Sie sich nicht sicher sind, oder keine „Top“-Markierung vorhanden ist, dann montieren Sie den Ring mit der Schrift oben.

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Prüfen Sie, ob sich die Ringe in den Ringnuten frei drehen (rotieren) lassen.

Prüfen Sie, ob der Ring über den gesamten Umfang ganz in der Ringnut verschwindet, d. h., die Lauffläche des Ringes darf nicht über den Kolbenschaft überstehen. Das ist wichtig, weil bei fehlendem Nutgrundspiel (falscher Ring oder Nutgrund verkokt) die Ringfunktion nicht gewährleistet ist.

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Achten Sie beim Einbau von zweiteiligen Ölabstreifringen stets auf die Lage der Schlauchfeder. Die Enden der Schlauchfeder müssen stets gegenüber dem Ringstoß liegen.

Bei dreiteiligen Ringen ist die korrekte Lage der Expanderfeder unabdingbar zur Gewährleistung der Ölabstreiffunktion. Prüfen Sie vor dem Kolbeneinbau auch bei Kolben mit vormontierten Ringen in jedem Fall die Lage der Expanderfedern. Die Federenden sind während des Transports in ungespanntem Zustand und können übereinander rutschen. Beide Farbmarkierungen an den Federenden müssen sichtbar sein. Sind diese nicht sichtbar, ist die Feder überlappt und der Ring funktioniert nicht. Alle Ringstöße des dreiteiligen Ölabstreifringes (die beiden Stahllamellen und die Expanderfeder) müssen jeweils 120° zueinander verdreht eingebaut werden.

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Verdrehen Sie die Kolbenringstöße des einbaufertigen Kolbens so, dass die Kolbenringstöße ungefähr 120 ° zueinander verdreht sind. Sie helfen dem Kolben, bzw. den Ringen beim ersten Motorstart. Grund: Die Verdichtung ist beim ersten Motorstart etwas niedriger, da die Kolbenringe noch nicht eingelaufen sind. Mit dem Verdrehen der Stoßenden zueinander wird verhindert, dass beim ersten Start des Motors allzu viel Blow-by-Gas entsteht und der Motor dadurch schlecht anspringt.

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