45°-Fresser
Beschreibung

- Fressstellen auf Druck- und Gegendruckseite, ca. 45° versetzt zur Kolbenbolzenachse.
- Fressstellen gehen von hochglänzenden Druckstellen in dunkel verfärbte, relativ glatte Reiber über (Abb. 1).
- Kolbenbolzen mit blauer Anlassfarbe. (Abb. 3) Grund: Heißgelaufene Lagerung des Kolbenbolzens durch Spiel- oder Ölmangel.


Beurteilung
Die Kolbenbolzennabe hat sich übermäßig stark erwärmt. Der dünnwandige und elastische Kolbenschaft kann auf Druck- und Gegendruckseite die höhere Wärmeausdehnung ausgleichen. Die dickwandigere Kolbenbolzennabe dehnt sich stärker aus. Es kommt zu einer Spieleinengung und zu einem Kolbenfresser. Der Schwerpunkt des Kolbenfressers befindet sich an der Anbindung der Kolbenbolzennabe an das Kolbenhemd.
Mögliche Ursachen
- Mechanische Überlastung der Pleuellagerung durch z. B. Verbrennungsstörungen.
- Fehlfunktion/Bruch der Ölspritzdüse.
- Mangelnder oder fehlender Ölpumpendruck.
- Mangelschmierung bei der Erstinbetriebnahme des Motors. Der Kolbenbolzen wurde beim Zusammenbau nicht oder nur unzureichend geschmiert.
- Ausfall der Pleuelbuchse (Festfressen des Kolbenbolzens) durch unzureichendes Spiel oder Schmiermangel.
- Montagefehler beim Einschrumpfen des Kolbenbolzens (Schrumpfpleuel).
Beim Einschrumpfen ist darauf zu achten, dass unmittelbar nach dem Einsetzen des Kolbenbolzens die Bolzenlagerung nicht durch Kolbenkippbewegungen auf Freigängigkeit geprüft wird. Unmittelbar nach dem Einsetzen des kühlen Kolbenbolzens in den heißen Pleuel kommt es zum Temperaturausgleich der beiden Bauteile. Durch den Wärmeeintrag kommt es zu einer stärkeren Wärmeausdehnung des Kolbenbolzens wie im Motorenbetrieb. Wird die Lagerung in diesem Zustand bewegt, kann ein Anreiber oder Fresser entstehen. Im Motorenbetrieb kann dies zu einer Schwergängigkeit und Ausfall der Bolzenlagerung führen. Aus diesem Grund müssen montierte Bauteile vor der Freigängigkeitsprüfung erst abkühlen.
Randinfo